Psychotherapie mit Jugendlichen / jungen Erwachsenen
(13. – 21. Lebensjahr)

In der Jugendphase (Adoleszenz) stellt sich eine Vielzahl von spezifischen Entwicklungsaufgaben, wie z. B. Identitätsfindung, Übernahme von Verantwortung, Entwicklung von Autonomie, sexuelle Reifung, Auseinandersetzungen innerhalb der Gleichaltrigengruppe, Ablösung vom Elternhaus, Entwicklung einer privaten und beruflichen Lebensperspektive. Diese Anforderungen können nicht nur den/die Jugendliche/n selbst, sondern auch die Eltern-Kind-Beziehung in besonderer Weise belasten. Aktuelle Konflikte, Verständigungs- sowie Verstehensschwierigkeiten sowohl innerhalb der Familie als auch in der Schule oder sogar in der "Peer-group" (Freundeskreis) können – verwoben mit der Persönlichkeitsstruktur des/r Jugendlichen – zu einer Teufelskreisdynamik führen, in deren Folge dann anhaltende Symptomatiken entwickelt werden.

Nicht selten werden durch den hohen Erwartungsdruck der Umwelt unbewusste, "alte", innerseelische Konflikte aktiviert, und Jugendliche greifen dann auf nicht altersentsprechende, sondern deutlich kindlichere oder pathologische Bewältigungsstrategien zurück.

Auch wenn Jugendliche in ihren Therapien hin und wieder gerne spielen, gewinnt das Gespräch mit zunehmendem Alter an Bedeutung. Wie in der Therapie mit Erwachsenen, kommt dann sogar z. B. die Methode des freien Assoziierens oder der Traumdeutung zur Anwendung.

Da bei Adoleszenten ein zentrales Erlebensmoment das Autonomiestreben ist, müssen die Behandlungsbedingungen dementsprechend abgestimmt werden, was sich z. B. in einem strukturierterem Arbeiten äußern kann. Behandlungsverträge werden in enger Absprache mit ihnen gestaltet, häufig überprüft und modifiziert, um Therapieabbrüchen entgegenzuwirken.

Ziel der Behandlung ist es, durch die Erforschung und Aufarbeitung der unbewussten Konflikte eine Erweiterung der Handlungsmöglichkeiten für den/die Jugendliche/n zu schaffen, so dass Lösungen für Probleme und Krisen individuell gefunden werden. Im therapeutischen Kontext wird die Adolszenz oft als "zweiten Chance" erachtet, da mit Mut und Kreativität ein neues Selbstgefühl und Selbstvertrauen entwickelt und aus der Kindheit stammende seelische Verwirrungen und Kränkungen hinter sich gelassen werden können.

Auch wenn bei der Behandlung Jugendlicher Eltern- und Familiengespräche eingeplant sind, um so das Umfeld direkt mit einzubeziehen, kann es etwa ab dem 16. Lebensjahr vorkommen, dass die begleitende Elternarbeit eine weniger bedeutende Rolle spielt als bei jüngeren Kindern.